Übermedien
Der Podcast von Übermedien.de, dem Online-Magazin für Medienkritik.
Holger ruft an ... wegen KI und Medien
Killt KI die Reichweite unabhängiger Medien?
Englische Verleger klagen bei der Europäischen Kommission gegen die Google-KI, die Suchergebnisse zusammenfasst und dafür auch auf Medieninhalte zurückgreift. Die „Independent Publishers Alliance“ befürchtet, dass Medien dadurch Reichweite und Einnahmen verloren gehen, weil das Publikum womöglich weniger auf Artikel klickt.
Ist die Sorge begründet? Nimmt KI, etwa auch ChatGPT, Medien die Reichweite weg?
Ja, sagt der Journalist und Steady-Geschäftsführer Sebastian Esser. Immer neue KIs nutzten Inhalte von Medien, um damit ihr Produkt zu bauen. Und dafür bekomme fast niemand Geld. Es kämen...
Holger ruft an ... wegen Iran
Wessen Perspektiven kommen in den Berichten über Iran zu kurz?
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und Iran vor zwei Wochen wurden Hunderte Menschen getötet, Tausende verletzt. Weil die Pressefreiheit in Iran massiv eingeschränkt ist und das Land kaum ausländische Journalisten einreisen lässt, ist eine umfassende Berichterstattung von dort nur schwer möglich.
Besonders die persönlichen Schicksale der Menschen geraten in den Medien oft aus dem Blick. „Was ich selten sehe, ist die Perspektive der Menschen vor Ort und der Menschen in Deutschland, die mit Iran verbunden sind", sagt WDR-Redakteurin Parniean Soufiani. Sie produ...
Holger ruft an wegen ... Nachrichtenvermeidung
Warum meiden Menschen Nachrichten – und wie schlimm ist das?
71 Prozent der Deutschen meiden mindestens gelegentlich Nachrichten – über dieses Ergebnis des aktuellen "Reuters Institute Digital News Report 2025" haben in dieser Woche mehrere Medien berichtet. Doch was genau steckt hinter dieser Zahl? Wie besorgniserregend ist sie? Und was bedeutet Nachrichtenvermeidung überhaupt? Über diese und weitere Fragen spricht Holger Klein mit der Medienwissenschaftlerin Julia Behre, die als Co-Autorin der Studie die Ergebnisse für Deutschland ausgewertet hat.
Der "Reuters Institute Digital News Report 2025" ist eine Langzeitstudie zur Nutzung digitaler Nachrichtenangebote, die seit 2013 jedes Jahr durchgeführt wird – mittlerweile in 48 Ländern. Für D...
Holger ruft an ... wegen Sean Diddy Combs
Welche Details aus dem P. Diddy-Prozess gehören an die Öffentlichkeit?
In New York steht derzeit der Rapper und Musikproduzent Sean Combs, besser bekannt als P. Diddy, vor Gericht. Ihm werden Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung, Vergewaltigung und weitere Straftaten vorgeworfen. „Er soll ein regelrechtes System aufgebaut haben“, das er mit Hilfe seiner Mitarbeiter mehr als 20 Jahre aufrecht erhalten habe, berichtet Ann-Kathrin Nezik, die für die „Süddeutschen Zeitung“ den Fall begleitet.
In dieser Woche ist sie zu Gast bei Holger Klein im Übermedien-Podcast und spricht über das Medienspektakel rund um den Prozess: darüber, mit welchen ungewöh...
Holger ruft an ... wegen Programmbeschwerden
Was bringen eigentlich Programmbeschwerden?
Im Jahr 2024 gingen bei den Kontrollgremien von ARD, ZDF und Deutschlandradio insgesamt 1129 Programmbeschwerden ein. Das sind 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Gemessen an der Gesamtzahl der ausgestrahlten Sendungen ist das jedoch immer noch relativ wenig. Wie sind diese Zahlen zu verstehen?
Antworten darauf hat der Medienjournalist Stefan Fries, der sich bereits zum zweiten Mal in einer ausführlichen Recherche alle Programmbeschwerden angesehen hat, die bei den Rundfunkräten der öffentlich-rechtlichen Sender eingereicht wurden.
Das ist gar nicht so einfach – denn der Umgang der Sender mit den Beschwerden ist sehr unterschiedlich und oft n...
Holger ruft an ... wegen Doping
Schaut der Sportjournalismus beim Thema Doping zu oft weg?
Ein Sportjournalist ist in erster Linie Journalist – und nicht jemand, der den Sport promoten soll. So sieht es der Filmemacher und Investigativjournalist Hajo Seppelt. Doch das Selbstverständnis in der Branche ist zum Teil immer noch ein anderes – besonders beim Thema Doping.
"Alle Medien, die mit Sport Quote oder Klicks machen oder mehr Zeitungen verkaufen wollen, sind mehr oder minder in dem klassischen Interessenkonflikt: Soll ich das Produkt, mit dem ich Erfolg habe, kaputt machen?", sagt Seppelt im Übermedien-Podcast "Holger ruft an". Hinzu komme, dass Sportverbände, die von Spo...
Holger ruft an ... wegen Verfassungsschutz
Warum ist das AfD-Gutachten nicht öffentlich?
Vergangene Woche hat das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) die AfD als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft. Auch wenn die Behörde diese Einstufung nach einem Rechtsstreit mit der Partei nun vorerst ausgesetzt hat: Es existiert weiterhin ein mehr als tausendseitiges Dokument mit Belegen für die Verfassungsfeindlichkeit der AfD. Doch dieses bleibt geheim.
Das Portal „Frag den Staat“ hat am Mittwoch einen 17-seitigen Auszug aus dem Gutachten veröffentlicht, der offenbar auch anderen Redaktionen vorliegt. Darin finden sich öffentliche antidemokratische und rassistische Äußerungen von AfD-Mitgliedern.
„Ehrlich gesagt hat mich überrascht, w...
Holger ruft an ... wegen Fußball
Kann man sich als Sportjournalist dem Fußballkommerz entziehen?
„Alles, was im Fußball nicht bei drei auf dem Baum ist, kriegt ein Preisschild umgehängt“, sagt Sportjournalist Philipp Köster. Vor 25 Jahren hat er das Magazin „11 Freunde“ gegründet, in dem er und seine Redaktion genau dagegen anschreiben wollen: gegen die „entfesselte Kommerzialisierung“ dieses Sports.
Doch ist das überhaupt möglich? Oder ist man als Medium, das über Fußball berichtet, nicht automatisch Teil dieser Kommerzialisierung? Darüber sprechen Holger Klein und Philipp Köster diese Woche im Übermedien-Podcast.
Das Arbeitsumfeld von Sportjournalisten habe sich massiv verändert, d...
Holger ruft an ... wegen Papst Franziskus
Warum ist der Tod des Papstes so ein Medienspektakel?
Der Tod von Papst Franziskus beherrschte in dieser Woche die Medienlandschaft. ARD und ZDF passten am Ostermontag teilweise ihr Programm an, zahlreiche Nachrichtenseiten berichteten ausführlich über die Todesumstände, trauernde Gläubige, die Beerdigung sowie mögliche Nachfolger des Kirchenoberhaupts. Bilder des aufgebahrten Leichnams waren allgegenwärtig. Und das, obwohl die katholische Kirche – zumindest in Deutschland – für immer weniger Menschen von Bedeutung ist. Wie lässt sich das erklären? Dass der Tod des Papstes ein derartiges Medienspektakel auslöst, liegt auch daran, dass die römisch-katholische Kirche eine „Meisterin...
Holger ruft an ... wegen Quellenschutz
Wie übersteht eine kleine Redaktion einen jahrelangen, kostspieligen Rechtsstreit?
2018 veröffentlichte die Journalistin Anna Hunger in der Wochenzeitung "Kontext" einen Artikel, in dem sie aus privaten Chats zitierte. Sie sollten die rechtsextreme Gesinnung eines AfD-Mitarbeiters im baden-württembergischen Landtag belegen. Der Mann ging juristisch dagegen vor, klagte auf Unterlassung und Schadenerstatz.
"Wir dachten schon, da wird was passieren, aber nicht so ein Hammer", erzählt Anna Hunger diese Woche im Übermedien-Podcast. Es sei von Anfang an darum gegangen, „uns als kleine Zeitung platt zu machen“. Nachdem "Kontext" in den ersten Instanzen größtenteils Recht bekommen hatte, entschied das Oberlan...
Holger ruft an ... wegen Familie Block
Warum berichtet die "Zeit" so ausführlich über einen Sorgerechtsstreit?
Der Sorgerechtsstreit zwischen der Hamburger Unternehmerin Christina Block und ihrem Ex-Mann Stephan Hensel wird seit geraumer Zeit auch in der Öffentlichkeit ausgetragen. Nicht nur „Bild„ und „Bunte“ berichteten darüber – auch Medien wie der „Spiegel“ und die „Zeit“ veröffentlichten Interviews und ausführliche Recherchen über die Auseinandersetzung der Eltern, die Anfang 2024 ihren erschütternden Höhepunkt fand: Die beiden jüngsten Kinder wurden in Dänemark, wo sie beim Vater lebten, entführt und tauchten kurze Zeit später wieder bei der Mutter auf.
Nun hat die „Zeit“ Geschehnisse jener N...
Holger ruft an ... wegen „Schuldenbremse“
Wie verklickert man Lesern ein Thema wie die „Schuldenbremse“?
Der Deutsche Bundestag hat diese Woche die Reform der so genannten „Schuldenbremse“ beschlossen – und damit das größte Finanzpaket seiner Geschichte.
Auf dem Weg dorthin wurde über unfassbare Summen debattiert, sehr viele Milliarden Euro. Kaum vorstellbar, unheimlich komplex – aber eben sehr wichtig, da durchzublicken. Auch, weil die Entscheidung Auswirkungen auf die nächsten Generationen haben wird.
Wie also erklärt man als Journalist so ein Thema den Leserinnen und Lesern? Darüber spricht Holger Klein im Übermedien-Podcast mit Kolja Rudzio, dem stellvertretenden Ressortleiter Wirtschaft der „Zeit“. Ein Thema wie die „Schu...
Holger ruft an wegen ... Presse im Weißen Haus
Wer bestimmt jetzt, wer im Weißen Haus die Fragen stellt?
Welche Journalisten dürfen mit ins Oval Office und aus nächster Nähe des US-Präsidenten berichten? Bisher entschied darüber die White House Correspondents’ Association (WHCA), eine Vereinigung von Journalisten. Doch nun verkündete Donald Trumps Pressesprecherin Karoline Leavitt den Bruch mit dieser Tradition: Künftig soll das Weiße Haus selbst bestimmen, wie der sogenannte Pressepool zusammengesetzt ist.
Diese Änderung betrifft auch Juliane Schäuble, die für den "Tagesspiegel" aus Washington berichtet. Ihr Medium ist derzeit das einzige deutschsprachige Mitglied der „Foreign Press Group“, ei...
Holger ruft an ... wegen Rundfunkräten
Wie staatsfern sind die Rundfunkräte?
Unabhängige Gremien, die die Arbeit der Öffentlich-Rechtlichen kontrollieren – das klingt eigentlich nach einer guten Idee, um die sogenannte Staatsferne der Sender zu garantieren. „Der Gedanke, diese Rundfunkräte zu installieren war, dass sie die Stimme des Publikums sind“, erklärt der Journalist Peter Stawowy. Doch wie gut klappt das in der Realität? Und warum weiß und hört man eigentlich so wenig von diesen Rundfunkräten, wenn sie doch eigentlich die Gesellschaft, also uns alle, repräsentieren sollen? Darüber spricht Holger Klein diese Woche mit Peter Stawowy im Übermedien-Podcast.
Stawowy hat sich...
Holger ruft an ... wegen Agenda-Setting
Wieso setzen Medien im Wahlkampf nicht häufiger eigene Themen?
Es gäbe ja auch andere Themen, die Menschen umtreiben, als andauernd nur Migration. Sie kommen aber im aktuellen Wahlkampf kaum vor. Warum? Und was müsste sich strukturell ändern? Darüber spricht Holger Klein mit dem Politik-Journalisten Philip Banse.
„Ich vermisse ein journalistisches Selbstbewusstsein, zu sagen: Wir bestimmen jetzt in unserer Sendung mal, was wir für wichtig halten“, sagt Banse im Übermedien-Podcast. Und zwar nicht einfach nur so, sondern weil es Argumente dafür gebe, Tatsachen, Umstände, die man erklären könne. Um dann nicht eins...
Holger ruft an ... wegen USA
Drohen Medien in Trumps Informationsmist zu ertrinken?
„Flood the zone with shit“ – so lautete die Kommunikationsstrategie von Steve Bannon, dem ehemaligen Berater von Donald Trump. Auch nach seiner Rückkehr ins Präsidentenamt setzt Trump diese Taktik fort. Die absurden Schlagzeilen aus Amerika reißen nicht ab: Plastikstrohhalme wieder einführen, den Golf von Mexiko umbenennen, ganze Behörden abschaffen. Die Bilder von Trump, der im Akkord Dekrete unterschreibt, sind in allen Medien.
Helfen Medien Trump und seinem Team damit nicht sogar dabei, die Öffentlichkeit mit Nonsens zu fluten? Wie schaffen sie es, den Überblick zu behalten und über das...
Holger ruft an ... wegen Migration
Warum berichten Medien nur dann über Migration, wenn etwas Schlimmes passiert?
Der aktuelle Bundestagswahlkampf ist bestimmt vom Thema Migration. Man bekomme dabei den Eindruck, als sei Migration die Hauptursache aller unserer Probleme, sagt Ella Schindler. Die Vorsitzende des Vereins „Neue deutsche Medienmacher*innen“ ist diese Woche zu Gast im Übermedien-Podcast und kritisiert, dass Medien sich zu sehr von der Politik vereinnahmen ließen und zu oft unreflektiert das wiedergäben, was Politiker sagen.
„Das Thema Migration wird darauf reduziert, dass es Menschen gibt, die man für ein Sicherheitsrisiko hält.“ Viele andere wichtige Themen – wie Armut, Wohnungsnot oder...
Holger ruft an ... wegen „Blick“-Urteil
Wie setzt man sich gegen eine jahrelange Schmutzkampagne von Medien zur Wehr?
Triggerwarnung: In diesem Podcast geht es um mutmaßliche sexualisierte Gewalt.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, aber ein deutliches Signal: Umgerechnet rund 325.000 Euro zuzüglich Zinsen muss der Schweizer Medienkonzern Ringier an Jolanda Spiess-Hegglin zahlen. Das hat das Kantonsgericht in Zug kürzlich entschieden. Das Gericht hatte den Gewinn geschätzt, den das Boulevardblatt "Blick", das zu Ringier gehört, in den Jahren 2014 und 2015 mit vier reißerischen Artikeln gemacht hatte, mit denen er das Persönlichkeitsrecht der früheren Kommunalpolitikerin verletzte.
Im Gesp...
Holger ruft an ... wegen "Databroker Files"
Wie gefährlich ist der Datenhandel?
Wer mal eben seine Wetter-App öffnet, denkt vermutlich kaum darüber nach, dass in diesem Moment sein Standort und andere Daten auf digitalen Marktplätzen gehandelt werden. Oder darüber, warum das gefährlich sein könnte.
Journalisten von netzpolitik.org, dem Bayerischen Rundfunk und internationaler Medien haben im Zuge ihrer Recherche zu den „Databroker Files“ nun erneut den Datensatz eines Datenhändlers ausgewertet, der zeigt, wie genau man damit Rückschüsse auf einzelne Personen und ihr Bewegungsprofil ziehen kann – und aus welchen Apps besonders detaillierte Standortdaten abfließen.
„Das sind Daten...
Holger ruft an ... wegen Wahlkampf
Springen Journalisten im Wahlkampf über zu viele Stöckchen?
Es ist Wahlkampf und "das Aufkommen an vermeintlicher Information" viel höher als sonst, sagt Helene Bubrowski. Die Politikjournalistin und stellvertretende Chefredakteurin von „Table.Media" ist diese Woche zu Gast im Übermedien-Podcast und spricht mit Holger Klein über die Entscheidungen, die man als Hauptstadtjournalistin derzeit treffen muss. Welche Politiker lädt man zu Interviews ein? Über welche Ereignisse und Aussagen berichtet man – und was lässt man liegen?
Es sei eine Zeit der „großen Empfindlichkeit“, sagt Bubrowski. Man sei als Journalist oft in einer „Rechtfertigung-Position“, weil alle Parteien sich stets u...
Holger ruft an ... wegen Österreich
Was hat Herbert Kickl mit den Medien vor?
Nun also doch: Obwohl die Österreichische Volkspartei (ÖVP) es bisher ausgeschlossen hatte, hat sie nun die Einladung zu den Koalitionsverhandlungen mit den Freiheitlichen (FPÖ) angenommen. Das heißt, dass Österreich bald von einem rechtsextremen FPÖ-Kanzler regiert werden könnte: Herbert Kickl, der im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den etablierten Medien seine Feinde sieht.
Der Jurist und Medienethiker Luis Paulitsch ist diese Woche zu Gast im Übermedien-Podcast. Laut Paulitsch deutet vieles darauf hin, dass FPÖ und ÖVP die Haushaltsabgabe (so etwas wie der Rundfunkbeitrag in Deutschland) abschaffen könnten. Der ORF würde da...
Holger wird angerufen ...
Adventskalender-Podcast-Spezial
Woche für Woche ruft unser Podcast-Host Holger Klein bei wechselnden Podcast-Gästen an, um über ein aktuelles Medienthema zu sprechen. Mittlerweile gibt es 182 Folgen von "Holger ruft an…"! Höchste Zeit für Übermedien-Gründer Stefan Niggemeier, den Spieß mal umzudrehen, bei Holger anzurufen und nachzufragen, wie das alles so läuft, welche "Ähs" gute "Ähs" sind und welche er rausschneidet, was er manchmal auf Anhöhen in Bayern treibt und wie ihm KI bei der Arbeit hilft.
Viel Spaß mit der Adventskalender-Spezialausgabe unseres Podcasts: "Holger wird angerufen …"!
Dieser Podcast ist Teil unseres Übermedien-Adventsk...
Holger ruft an ... wegen Internetarchiven
Wie flüchtig ist das Internet?
Der bekannte Satz, dass das Internet nichts vergisst, sei schlicht nicht wahr, sagt Titus Blome, Kulturredakteur bei „Zeit Online“. Denn: „Wenn Internetkultur nicht profitabel ist, dann verschwindet sie einfach“. Anders als im Zeitalter der analogen Kulturproduktion gehöre den Konsumenten digitaler Medien heute nichts mehr. Stattdessen schließe man Mietverträge, die von Konzernen wie Netflix oder Sony jederzeit aufgekündigt werden können. Heißt also: Wenn Filme oder Serien nicht laufen, fliegen sie von den Servern.
Aber es trifft auch andere Inhalte. So zeigt eine Studie des Pew Research Centers, dass 3...
Holger ruft an ... wegen Falschnachrichten
Was ist überhaupt Misinformation?
Normalerweise beschäftgt sich Wissenschaftsjournalist Kai Kupferschmidt mit Pandemien. Dass er sich nun mit dem Thema Misinformation befasst hat, ist kein Zufall. Denn vor allem die Anfänge einer Pandemie eigneten sich für Misinformation, sagt Kupferschmidt, „weil die Leute unsicher sind, wie sie sich verhalten sollen, weil sie manchmal einen Grund suchen oder einen Schuldigen“. Und weil so ein Ausbruch Angst schüre. Das habe nicht nur die Covid19-Pandemie gezeigt, sondern auch schon die Spanischen Grippe vor mehr als hundert Jahren.
Kupferschmidt hat sich in einem Stipendium am Massachusetts Institute of Technolog...
Holger ruft an ... wegen Kriminalitätsberichterstattung
Haben wir wegen der ständigen Berichte zu viel Angst vor Verbrechen?
Mord und Totschlag überall: Medien liefern ein extrem verzerrtes Bild von Kriminalität in Deutschland. Stark überrepräsentiert sind zum Beispiel Gewaltverbrechen, bei denen Menschen sterben: Kommt das Opfer bei einem potenziell tödlichen Angriff ums Leben, ist die Chance, dass darüber im Fernsehen oder der überregionalen Presse berichtet wird, viermal höher als wenn es überlebt. Das hat der Journalismusprofessor Thomas Hestermann herausgefunden. Sein Fazit: "Wenn es gut geht, interessiert es die Medien nicht mehr."
Jedes Jahr wertet der Wissenschaftler die deutsche Kriminalitätsberichter...
Holger ruft an ... wegen Humor
Wie macht man aus bitterer Realität lustige Zeichnungen?
Armut, Klimakrise, Rechtsruck – das sind eigentlich ernste, politische Themen. Die Künstlerin Katharina Greve macht daraus trotzdem humorvolle Bilder – was nicht immer leicht ist. „Je schräger die Weltlage wird, desto froher bin ich darüber, dass ich nicht jeden Tag politisch arbeite”, sagt sie diese Woche im Übermedien-Podcast.
Im Gegensatz zur klassischen Karikatur bilden ihre Cartoons, die in Zeitungen und Magazinen erscheinen, nicht die handelnden Politiker ab. „Meistens finde ich es interessanter, was das, was in der großen Politik passiert, eigentlich für Auswirkungen hat im Leben der Normals...
Holger ruft an ... wegen Wahlkampf auf X
Wie lässt sich der politische Diskurs auf sozialen Plattformen retten?
Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck will Kanzler werden und ist seit kurzem wieder bei X. Er wolle diesen Ort nicht den „Schreihälsen und Populisten“ überlassen, schrieb er vergangene Woche als Begründung für seine Rückkehr. Doch kann eine Plattform wie X, gerade in Hinblick auf den anstehenden Wahlkampf in Deutschland, wieder zu einem Ort des gesitteten politischen Diskurses werden, wenn die zurückkehren, die sich für die Anständigen halten?
Ingo Dachwitz, Redakteur bei netzpolitik.org, findet diese Position „naiv“. Er ist diese Woche zu Gast bei...
Holger ruft an ... wegen der FDP
Welche Rolle haben Medien beim Ampel-Aus gespielt?
Der Anfang vom Ende der Ampel-Koalition war ein Papier von Bundesfinanzminister Christian Lindner, das am Freitag vergangener Woche irgendwie seinen Weg in die Medien fand. Das Ende vom Ende war die Entlassung Lindners durch Bundeskanzler Olaf Scholz fünf Tage später.
Die Deutschlandfunk-Journalistin Ann-Kathrin Büüsker hat das Drama aus der Nähe miterlebt. Sie sagt, es sei „total unglaubwürdig“ zu behaupten, das Papier, in dem Lindner Teile des Koalitionsvertrages aufkündigt habe, sei nicht für die Öffentlichkeit geschrieben worden. „In so einer politisch brisanten Situation so ein politisch b...
Holger ruft an ... wegen US-Wahlen
Sind klassische Medien im US-Wahlkampf bedeutungslos geworden?
Die US-Präsidentschaftswahl am kommenden Dienstag ist für den Journalisten Christian Fahrenbach schon die fünfte, über die er aus den USA berichtet. Die klassischen Medien dort haben aus seiner Sicht wenig aus den vergangenen Wahlkämpfen gelernt: Bis heute seien sie unfähig, mit der Dreistigkeit und Schamlosigkeit von Ex-Präsident Donald Trump umzugehen. "Die Lügen gehen ins Tausendfache", sagt Fahrenbach.
Kamala Harris wiederum fährt seiner Meinung nach eine kluge Medienstrategie, indem sie unter anderem in Podcasts geht. Mit Interviews in den klassischen demokratischen Medien, deren Leserscha...
Holger ruft an ... wegen #MeToo
Was hat die Berichterstattung über #MeToo verändert?
2017 entwickelte sich #MeToo im Zuge der Vorwürfe zahlreicher Frauen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein zur globalen Bewegung. Seitdem wurden auch in Deutschland viele Fälle von Machtmissbrauch öffentlich, unter anderem durch Recherchen von Medien wie dem „Spiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“.
Die Journalistin Juliane Löffler, die zu den Vorwürfen gegen Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt, Rammstein-Sänger Till Lindemann und anderen Fällen recherchiert hat, hat nun ein Buch geschrieben, in der sie der Frage nachgeht, was #MeToo in Deutschland verändert hat. Darüber spricht sie diese Woche...
Holger ruft an ... wegen des Prozesses in Avignon
Wie hart ist es, über einen Vergewaltigungsprozess wie den in Avignon zu berichten?
Der Fall sorgt weltweit für Aufsehen: Ein Mann soll seine Frau über Jahre betäubt und anderen Männern zur Vergewaltigung zugänglich gemacht haben. Wie ist es, über einen Fall dieses Ausmaßes zu berichten? Gibt es Grenzen? Und was für eine Debatte hat die breite Berichterstattung ausgelöst? Darüber spricht Holger Klein mit der Reporterin Annika Joeres. Sie sagt, so hart es auch sei, das alles detailliert zu verfolgen, habe sie "trotzdem in jedem Moment das Gefühl, dass es wichtig ist, diesen...
Holger ruft an ... wegen Israel-Berichterstattung
Wie ausgewogen berichten deutsche Medien über Israel?
Seit Jahrzehnten erforscht der Politik- und Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez die Berichterstattung über den Nahen Osten. "Immer wenn Israel in einem gewaltsamen Konflikt ist, tendieren deutsche Medien dazu, stärker auf der israelischen Seite zu stehen", kritisiert er. Er beobachtet in der journalistischen Kultur einen Reflex, Israel gerade in Krisenzeiten zu schützen. Die palästinensische und arabische Seite würde grundsätzlich zu schlecht dargestellt.
Hafez findet, dass internationale Medien oft bessere Kriegsberichterstattung anbieten. Jeder Staat und jede paramilitärische Organisation führe Propagandakämpfe. Für den Journalismus bedeute das: "Die W...
Holger ruft an ... wegen Medieneigentümern
Wem gehören die Medien in Deutschland?
Hätten Sie gewusst, dass die SPD Eigentumsanteile an großen Medienunternehmen wie der Madsack-Gruppe hat? Oder haben Sie schon mal den Namen Dirk Ströer gehört? Vielleicht nicht. Aber Sie haben sicher schon einmal einen Artikel bei „t-online“ gelesen, dem Portal, an dem Dirk Ströer 20 Prozent der Anteile besitzt.
Zu wissen, wem Medien gehören, ist wichtig. Denn ihre Eigentümer können theoretisch Einfluss nehmen. Einen Überblick über die Strukturen des deutschen Medienmarkts liefert der neue „Media Ownership Monitor“. Ein Team des Magazins „Medieninsider“ ist in Kooperation mit der gem...
Holger ruft an ... wegen Luke Mockridge
Warum fällt vielen Comedians nichts Besseres ein als nach unten zu treten?
Der Comedian Luke Mockridge hat in einem Podcast abwertende Witze über Sportler mit Behinderung gemacht und erntet dafür seit einigen Tagen sehr viel Kritik. Sat.1 hat eine geplante Sendung mit ihm abgesagt.
Doch sollte man dem ganzen Thema überhaupt so viel Aufmerksamkeit schenken, wie Medien es gerade tun? Hat Mockridge damit nicht erreicht, was er wollte? Der Journalist und Comedy-Experte Bernhard Hiergeist kommt im Übermedien-Podcast zu dem Schluss: Wie man’s macht, macht man's falsch. „Wenn man nicht drüber berichtet, setzt eine Normalisie...
Holger ruft an ... wegen Thüringen
Müssen Medien auch mit Pressefeinden sprechen?
"Das Ergebnis hat mich betroffen gemacht", sagt Martin Debes in dieser Folge von "Holger ruft an …" über die Landtagswahl in Thüringen vom vergangenen Wochenende. Der Grund: Die AfD ist dort mit 32,8 Prozent der Stimmen zur stärksten Fraktion geworden, verfügt damit über das Vorschlagsrecht für den Landtagspräsidenten und die sogenannte Sperrminorität. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) holte aus dem Stand fast 16 Prozent. Der "Stern"-Journalist ist allerdings der Meinung, dass der Journalismus zur aktuellen politischen Situation in seinem Heimat-Bundesland auch einen Teil beigetragen hat: "Die Stärke des B...
Holger ruft ... wegen Pawel Durow
Was bewirkt die Festnahme des Telegram-Chefs?
Am vergangenen Wochenende wurde in Paris Pawel Durow, der Chef der Messenger-Dienstes Telegram, festgenommen. Mittlerweile ist er wieder frei – allerdings gegen Kaution. Die französischen Behörden werfen Durow unter anderem Beihilfe zu kriminellen Aktivitäten auf seiner Plattform und mangelnde Kooperation vor. Denn Telegram wird nicht nur für Alltagskommunikation genutzt, sondern auch für kriminelle Geschäfte wie Drogenhandel. Große, öffentliche Kanäle verbreiten dort Verschwörungsmythen, Fake News und Hassrede. Und der Betreiber geht kaum dagegen vor. Durow wird deshalb mitverantwortlich gemacht, gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren.
Ist das nun...
Holger ruft an ... wegen Sahra Wagenknecht
Warum lieben Russlands Medien Sahra Wagenknecht?
Keine andere deutsche Politikerin wird von russischen Staatsmedien so gerne zitiert wie Sahra Wagenknecht. Die BSW-Gründerin und Parteivorsitzende sei so etwas wie die „Gegenfigur zu Olaf Scholz“, sagt die Journalistin Yelizaveta Landenberger im Übermedien-Podcast. Sie beobachtet russische Medien genau und hat für die FAZ diese Woche aufgeschrieben, wie sehr die Kremlpropaganda „Wagenknechts Loyalität“ schätzt.
Die staatliche Nachrichtenagentur Tass, zum Beispiel, veröffentliche an manchen Tagen gleich mehrere Meldungen zu Sahra Wagenknecht. Eine Zeitung nannte sie kürzlich den „neuen Star der deutschen Politik“. Wagenknecht, so Landenberger, impliziere mit ihren Aussagen...
Holger ruft an ... wegen Correctiv
Warum musste die Kritik an der "Geheimplan"-Recherche sein?
Nachdem wir bei Übermedien vor zwei Wochen die ausführliche Kritik dreier Autoren an der „Geheimplan“-Recherche von Correctiv veröffentlicht haben, gab es viele Reaktionen. Darunter war positives Feedback, aber auch viel Kritik an der Kritik – von Lesern, anderen Medien, von Correctiv und auch aus unserer eigenen Redaktion. Zudem instrumentalisierten rechte Medien wie die AfD-nahe „Junge Freiheit“ oder das Krawallportal „Nius“ den Text der Übermedien-Autoren als vermeintlich endgültigen Beleg dafür, dass Correctiv mit seiner Geschichte gelogen habe. Der Ton: Jetzt zerlegt sogar ein „linkes Portal“ die „Geheimplan“-Recherche. Dabei haben die...
Holger ruft an ... wegen Ralf Schumacher
Ist ein Coming Out noch eine Nachricht – oder sind wir schon weiter?
Ralf Schumacher hat eine neue Liebe. Das machte der ehemalige Rennfahrer am vergangenen Wochenende bei Instagram öffentlich. Und weil diese neue Liebe ein Mann ist, waren die Reaktionen vor allem auf eines fokussiert: das Coming-out von Ralf Schumacher als homosexueller oder bisexueller Mann.
Aber ist das eigentlich eine Nachricht jenseits von Promiklatsch? Schließlich sollte es doch heutzutage ganz egal sein, wer wen liebt. Darüber spricht Holger Klein diese Woche mit Bettina Böttinger. Die bekannte WDR-Moderatorin und Produzentin ist selbst lesbisch und setzt sich s...
Holger ruft an ... wegen Wahlen in Frankreich
Schreiben deutsche Medien die Wahlergebnisse in Frankreich schön?
Der Rechtsruck sei erfolgreich verhindert worden: Mit diesem Tenor haben viele deutsche Medien über die Parlamentsneuwahlen in Frankreich berichtet. Dabei hat der rechtsextreme Rassemblement National am vergangenen Wochenende die meisten Stimmen geholt, die Partei erzielte ein besseres Ergebnis als jemals zuvor bei Parlamentswahlen. Dass trotzdem ein linkes Wahlbündnis gewonnen hat, liegt am französischen Mehrheitswahlrecht, das sich vom deutschen System stark unterscheidet.
In deutschen Berichten zur Wahl müsste dieser Unterschied eigentlich immer kurz erklärt werden, sagt Kathrin Müller-Lancé, Politikredakteurin bei der „Süddeutschen Zeitung“. Journalisten...