es regnet
Ich lese Texte vor. Meist aus meinem Blog. Ab und spiele ich etwas dazu. Anleitung: dieser Podcast ist ein literarisches Weberzeugnis. Oder wie jemand mal gesagt hat: “Das ist ein semi-literarisches Tagebuch.” Kann ich auch mit leben. Weniger mag ich Leute, die sagen: “Mensch, kannst du nicht mal ein bisschen witzig sein?”. Doch das sagt ja niemand. Und sonstso mache ich derzeit mehr Langprosa. Ab und zu lese ich meine Sachen dem Publikum vor. Hin und wieder werde ich für einen Literaturpreis nominiert. Ich gewinne aber nie etwas. Und sonst so: Ich arbeite in einer Internetfirma. Dort leite ich ein gutes...
[Mi, 3.12.2025 – Pläne]
Eigentlich wollte ich zum Sport. Stattdessen ging ich zu MediaMarkt. Klingt ein bisschen lustig. Es hat aber einen ernsten Hintergrund. Meine Kopfhörer sind nämlich kaputt. MediaMarkt liegt im Südwesten und Fittix im Nordosten. Es lässt sich nicht gut verbinden.
Heute war ich eine Stunde früher im Büro. Um auch eine Stunde früher wieder raus zu sein. Das hat auch gut funktioniert. Was ich davon hatte, weiß ich allerdings nicht.
# Laut dem Spotify-Jahresrückblick ist mein musikalisches Alter 87.
# Tag 3:
[Di, 2.12.2025 – Pokal, Wir träumen jedes Jahr]
Den ganzen Tag freute ich mich schon auf den Feierabend, um zurück zu meiner Tastatur zu kehren und damit liebevoll den Text zu streicheln.
Zwei Stunden vor Feierabend wurde es dann in meinem Fanclubchat unruhig, weil heute ja das Pokalspiel gegen Kaiserslautern stattfand. Das hatte ich ganz vergessen. Hertha und der Pokal. Wir träumen jedes Jahr. Es gab heute ein unverhältnismäßig großes Polizeiaufgebot, vermutlich als Reaktion auf die Proteste gegen die geplanten Gesetze. Die Proteste waren durchgehend friedlich gewesen und fanden großteils zudem in den Medien statt. Ich beteilige mich ungerne an refl...
[Mo, 1.12.2025 – Abstand, Royal Kludge, Slim Fit]
Mit dem Freund von der Hundewiese geriet ich wieder in Streit. Wir besprechen immer die politische Weltlage. Weil wir immer schnell in einen Streit geraten, haben wir mittlerweile eine Liste an Themen, denen wir auf unseren Spaziergängen ausweichen wollen. Sogar die Hündinnen halten uns schon für peinlich, wenn wir wieder zunehmend lauter zueinander werden. Es kommen bei jedem Spaziergang neue Themen auf diese Liste. Er wirft mir vor, zu negativ zu sein, und ich werfe ihm vor, zu blauäugig zu sein. Ich komme mit dem Vorwurf, zu negativ zu sein, wirklich nicht gut klar. Der Rest...
[Sa, 29.11.2025 – Berge, Nachkochen, Winterbeleuchtung]
Die Autobahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg kenne ich eigentlich nur im Dunkeln. Ich steige ins Auto, fahre die Prenzlauer hinaus, danach beginnt eine 300 Kilometer lange Asphaltpiste durch die Dunkelheit. Letztens fiel mir auf, dass ich mich in meiner Vorstellung nicht durch eine ebene Landschaft bewege. In Wirklichkeit fahre ich ja durch die norddeutsche Tiefebene, ich wähne mich aber ständig von Bergen umgeben. Sie sind weit entfernt. Es ist, als würde ich durch ein breites Tal fahren. So breit wie das Adventdalen bei Longyearbyen, eine mehrere Kilometer breite Talsohle, die von dramatischen Erhebungen flankiert wird, solche Täler...
[Do, 27.11.2025 – Mit der A., Firnis]
Heute traf ich meine Freundin Amelie. Es war das erste Mal, dass ich abends wegging, seit ich in Hamburg bin. Das sollte ich auf alle Fälle öfter machen, ich hänge nämlich wirklich ein wenig fest in dieser unwirtlichen Gewerbegegend im Norden der Stadt, und mein Hamburg-Bild verengt sich gerade zu einem verregneten und dunklen halben Quadratkilometer, dessen Ausweg immer der Freitagabend und die Autobahn nach Berlin ist. Ich könnte mich hier auch einfach auf dem Mond befinden, so wenig Hamburg ist das. Dummerweise komme ich von hier auch nicht besonders gut weg. Die nächste U-Bahn...
[Mi, 26.11.2025 – Tusche, Raucher, Zeruya Shalev]
Noch nachgereicht vom Abend in der Bademeisterbar: die Zeichnungen von Vanessa Karré. Unten auf Instagram verlinkt. Vanessa sprach mich nach der Lesung noch an und sagte, ich sei ein dankbares Motiv zum Zeichnen. Das schmeichelte mir ungemein. Ich verstehe aber schon, was sie meint, ich habe dicke Augenbrauen und dunkles Haar, sowohl auf dem Kopf als auch am Kinn, das mittlerweile von grauen Strähnen durchzogen ist. Damit kann man viel anfangen, vor allem, wenn man wie sie, diesen expressiven Tuschestil anwendet. Manchmal sehe ich auf ihren Zeichnungen aus wie eine männliche Morticia Addams. Ich glaube, ich bin inn...
[Di, 25.11.2025 – in der Bademeisterbar]
Jetzt habe ich drei Tage lang nichts geschrieben. Nachdem ich gestern noch zu jemandem sagte, wie wichtig dieses Blog für meine tägliche Routine ist und der tägliche Versuch, dem Geschehenen eine Stimme zu geben. Stilmittel finden, Sound finden. Heute, am Tag nach der Lesung fühlte ich mich ungewöhnlich verkatert. Dabei hatte ich gar nicht so viel getrunken. Drei Biere vielleicht oder waren es vier? Nach der Lesung unterhielt ich mich länger mit einem Mann, der jede Woche eine Literaturveranstaltung besucht. Er tut dies zusammen mit einem Freund. Unterjährig klappt das relativ gut, aber zw...
[Sa, 22.11.2025 – Hrvat, Velodrom]
Wegen der Lesung am Montag fahre ich erst am Dienstagabend wieder nach Hamburg. Ein langes Wochenende zu Hause.
Bisher hatte ich mir wenige Gedanken zur Kleidung bei meinem Auftritt gemacht. Ich ging davon aus, dass ich ein schwarzes Hemd, eine schwarze Hose und schwarze Schuhe trage. Allerdings stellte ich heute, beim Screenen des Insta-Accounts der Lesebühne fest, dass die dort vorlesenden Männer immer schwarze Hemden trugen. Früher trugen vorlesende Männer immer Cord-Sakkos, mittlerweile sind es offenbar schwarze Hemden. Ich werde jedenfalls eine Krawatte tragen. Mein Hausbesetzertext braucht definitiv eine Krawatte.
Heute war...
[Fr, 21.11.2025 – Autobahn, Home]
Es ist immer ein Moment von sehr viel Glück, wenn ich Freitagabend den Zündschlüssel im Auto umdrehe und mich auf den Weg nach Berlin mache.
Ich nahm also doch das Auto. Nachdem ich den ganzen Tag googelte und Kolleginnen danach fragte, wie sicher es sei, bei Minusgraden mit Sommerreifen über die Autobahn zu schlendern, erhielt ich dermaßen viele unterschiedliche Antworten, dass ich mich dazu entschied, selbst zu fahren. Jenen Menschen, die optimistisch waren und meinten, dass ich mir deswegen nicht so einen Kopf machen und einfach fahren sollte, sprach ich Dank aus, das sei n...
[Do, 20.11.2025 – Nass, Eis, Zaire]
Weil ich gestern, während des Schreibens des Blogeintrages merkte, dass nicht meine Wohnumstände mich vom Schreiben an dem großen Text abhielten, sondern jene bestimmte Textstelle mich blockierte, zwang ich mich heute einfach dazu, die besagte Passage auszuformulieren. Innerlich weiß ich jetzt auch genau, warum ich da nicht weiterkam, die Stelle tat ein wenig weh, ich wollte aber fast zwei Monate lang nicht hinsehen. Erstaunlicher Selbstbetrug. Jetzt bin ich einfach mit der Tastatur durch den Text gefahren, eiskalt und ohne Emotion, und habe die Stelle hinter mich gebracht. Tagespensum heute immerhin 3 Seiten.
Morgen fahre ich zurü...
[Mi, 19.11.2025 – Im Text hängengeblieben, auch keine Bücher, auch keine Wasserflasche]
Weder am großen Text weitergeschrieben, noch das Hörbuch eingelesen, noch ein Buch gelesen. Dafür saß ich fast den ganzen Abend lang vor dem großen Text am Schreibtisch, hatte aber das Telefon in der Hand und scrollte durch lustige Reels auf Instagram. Pest. Eigentlich dachte ich ja, dass ich hier in Hamburg viel Zeit mit dem Text verbringen werde. Tagsüber arbeiten, abends schreiben. Bei einem angedachten Tagespensum von vier Normseiten. In den 13 Tagen, die ich mittlerweile hier lebe, habe ich genau zwei Seiten verfasst. Ich bin mir nicht sicher, ob es an meiner geistigen Verfassung liegt...
[Di, 18.11.2025 – Apokalypse Now, Conditioner]
Heute das nächste Sechstel der Novelle als Hörbuch eingelesen. Dabei fiel mir ein, dass ich "Herz der Finsternis" als Hörbuch vorlesen könnte. Nur für mich. Mit Mikro und Fokus. Das würde mir vermutlich helfen, mich auf den Text zu konzentrieren. Ich habe das Projekt "Heart of Darkness" nämlich noch nicht aufgegeben, weil ich fürchte, es ist meine Schuld, dass mir der Text nicht zusagt. So bin ich. Zuerst suche ich die Schuld bei den anderen, nur um dann das Gefühl zu kriegen, selbst Schuld zu haben. Am Wochenende war ich kurz davo...
[Mo, 17.11.2025 – Antarctica, Hörbuch, Hörparty]
Als ich gestern ein bisschen mit Frau Fragmente auf WhatsApp chattete, eröffnete sie mir, dass sie Mitte Dezember in die Antarktis fahren wird. Meine Gefühle flammten sofort zu einem Feuerkegel aus Neid auf. Kann man das so sagen? Zu einem Feuerkegel aufflammen? Das war jedenfalls das Gefühl, das ich hatte. Es war natürlich positiver Neid. Frau Fragmente gönne ich alles. Sie war vor mir auf Spitzbergen, vor mir am 80. Breitengrad (ich war nur am 79.) und nun fährt sie einfach so nach Antarctica. Auch wenn eine Reise zum antarktischen Kontinent für mich eher ein hyp...