Wrobel - Der Tucholsky-Podcast
"Schnipsel" nannte Kurt Tucholsky (1890-1935) seine späten Aphorismen. Sein journalistisches, feuilletonistisches und lyrisches Gesamtwerk ist aber weit mehr als das: Ein hochintelligent-pointierter Kosmos seiner Zeit. Der Sprach- und Sprechkünstler Frank Dittmer trägt in diesem Podcast seit 2019 wöchentlich einen neuen Text von Tucholsky vor: über Politik und Liebe, Kunst und Literatur, die Tragik und die Komik des Lebens. Alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind vor hundert Jahren veröffentlicht worden - also zu Beginn der "Goldenen Zwanziger", von Tucho skeptisch-wohlwollend beäugt und schonungslos-satirisch beschrieben. Aktuell sind Texte aus dem Erscheinungsjahr 1925 zu hören. Nach längerer Schaffens...
Kurt Tucholsky: Märtyrer (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Ignaz Wrobel besucht eine unscheinbare Pariser Gedenkstätte für Opfer der Französischen Revolution. Und erkennt: Alle Denkmäler des Weltkrieges sprechen nicht die Sprache des "Nie wieder", sondern sind nur eine "tosende Reklame für den Kasernenhofwahnsinn" (Weltbühne, 1.9.1925).
Kurt Tucholsky: Monolog mit Chören (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Weltbühne, 25.8.1925
Kurt Tucholsky: Alle Welt sucht (1925)
Gelesen von Frank Dittmer "Von oben gesehen, sieht das ungefähr so aus: Alle gehen um einander herum und suchen." (Weltbühne, 11.8.1925)
Kurt Tucholsky: Herr Wendriner hat Gesellschaft (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Der bramarbasierende Berliner Familienpatriarch nachts um Viertel zwei nach Verabschiedung seiner heimischen Gästegesellschaft... (Weltbühne, 11.8.1925).
Kurt Tucholsky: Auf ein Soldatenbild (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Nur eine blasse Erinnerung an den Krieg - und Begeisterung für einen neuen? (Weltbühne, 4.8.1925)
Kurt Tucholsky: Der Telegrammblock (1925)
Gelesen von Frank Dittmer "Vor vierzehn Jahren fing es an und ist doch schon halb vergessen" - eine Erinnerung an den "Mord in der Kollektivität" des Ersten Weltkrieges (Weltbühne, 4.8.1925).
Kurt Tucholsky: Das Sprachwunder (1925)
Gelesen von Frank Dittmer "Der seltsamste Mensch, dem ich in meinem Leben begegnet bin... Dieser Mann war ein Dichter, ohne ein Wort schreiben zu können." (Vossische Zeitung 2.8.1925).
Kurt Tucholsky: Deutsche Pleite (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Deutsche Geschäftsleute stimmen im Urlaub satte Klagelieder an (Weltbühne, 28.7.1925).
Kurt Tucholsky: Frauen von Freunden (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Weltbühne, 21.7.1925
Kurt Tucholsky: Herr Wendriner nimmt ein Bad (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Der bramarbasierende Berliner Geschäftsmann am Ostseestrand - mit Börsenklatsch und zu viel Sand zwischen den Zehen... (Weltbühne, 30.6.1925).
Kurt Tucholsky: Besetzt ! Bitte, später rufen-! (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Für die Proletarier ist nur das Himmelreich reserviert - alles andere ist "leider schon besetzt" (Weltbühne, 23.6.1925).
Kurt Tucholsky: Plädoyer gegen die Unsterblichkeit (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Über die rührende Illusion, auf die eigene Wirkung in der Nachwelt zu spekulieren, statt in der Gegenwart zu leben - denn: Die Nachwelt hat etwas Besseres zu tun, als "die Sorgen der Gräberinsassen auf sich zu laden" (Vossische Zeitung, 17.6.1925).
Kurt Tucholsky: Die freien Deutschen (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Ein falscher Burgfrieden für Papst, Bankdirektoren und Militärs: "Die Revolution ist endgültig vorbei" - wären da nicht die "Schnurrbartfressen"... (Weltbühne, 16.6.1925).
Kurt Tucholsky: Prolet vor Gericht (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Ein Weckruf gegen das ungerechte Justizsystem der Weimarer Republik (Weltbühne 2.6.1925).
Kurt Tucholsky: In Weißensee (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Über den jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee und die Endlichkeit des Lebens (Weltbühne, 19.5.1925).
Kurt Tucholsky: Stimme aus den Kalkgruben (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Am 26. April 1925 wurde Weltkriegsgeneral Paul von Hindenburg zum deutschen Reichspräsidenten gewählt. Tucholsky lässt in seinem kurzen Gedicht die getöteten Soldaten dagegen ihre Stimme erheben (Weltbühne, 5.5.1925).
Kurt Tucholsky: Die Tafeln (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Reflexionen beim Anblick französischer Krieger-Gedenktafeln: "Wie lange noch lassen sich Mütter die Söhne, Frauen die Geliebten, Kinder den Vater abschießen... Wie lange noch wird Mord sanktioniert...?" (Weltbühne 21.4.1925).
Kurt Tucholsky: Die Laternenanzünder (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Parodie auf Bedeutsamkeitsdusel und Organisationsfimmel der deutschen Berufstände (Weltbühne, 21.4.1925).
Kurt Tucholsky: Der kaiserliche Statthalter (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Ignaz Wrobel kritisiert den Kandidaten zur Reichspräsidenten-Wahl 1925 und prophezeit hellsichtig: "Hindenburg ist: Die Republik auf Abruf. Hindenburg bedeutet: Krieg." ("Die Menschheit", 17.4.1925).
Kurt Tucholsky: Persönlich (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Über "Persönlichkeiten" und Wichtigmacherei im "Vorzimmer von Herrn Portier Knetschke" (Weltbühne 14.4.1925).
Kurt Tucholsky: Herr Wendriner erzieht seine Kinder (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Familientyrann Wendriner schwadroniert im Kneipengespräch über Kindererziehung, während er mit Sohn Max herumpoltert (Weltbühne, 7.4.1925).
Kurt Tucholsky: Sieben Gespenster (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Muntere Satire über die Missgeschicke des Alltags, allesamt verursacht von Gespenstern, die durch Haus, Büro, Börse und Theater spuken ("Der Uhu", Monatsmagazin, April 1925).
Kurt Tucholsky: Die Zentrale (1925)
Gelesen von Frank Dittmer "Einer hackt Holz, und dreiunddreißig stehen herum - die bilden die Zentrale." (Weltbühne, 31.3.1925)
Kurt Tucholsky: Der Primus (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Deutschland als Musterknabe der Nationen (Weltbühne, 31.3.1925).
Kurt Tucholsky: Der alte Herr (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Über die Alten, die nicht loslassen können: "Werden wir eigentlich auch mal so?" (Weltbühne, 17.3.1925).
Kurt Tucholsky: Frau Ebert (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Zu den schmählichen Diskussionen um die Rente der Frau des im Februar 1925 verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert (Weltbühne, 17.3.1925).
Kurt Tucholsky: Jemand besucht etwas mit seinem Kind (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Bedrückende Erinnerungen beim Besuch auf dem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges (Weltbühne 10.3.1925).
Kurt Tucholsky: Olle Germanen (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Kleine lyrische Parodie auf "pinselblonde" Wotansanbeter und "kaschubische Germanen" in der Weltbühne, 3.3.1925.
Kurt Tucholsky: Ledebour (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Lyrische Würdigung des aufrechten Sozialisten Georg Ledebour, Kriegsgegner und USPD-Gründer (Weltbühne, 24.2.1925).
Kurt Tucholsky: Arbeit tut not-! (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Stumpfsinnige Warenproduktion, die in den Krieg führt: "Noch mehr Aktien! Noch mehr Industrie! / Und alles made in Germany!" (Weltbühne, 10.2.1925).
Kurt Tucholsky: Ein Satz (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Definition eines Nationalisten in einem Satz (Weltbühne, 3.2.1925).
Kurt Tucholsky: Träume (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Von Mädchen mit Bubiköpfen, Politikern mit Umhängebärten und einem Götz-Zitat vor Gericht... (Weltbühne, 3.2.1925).
Kurt Tucholsky: Vierzehn Käfige und einer (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Besuch auf der berühmten Gefängnisinsel Château d’If in der Bucht vor Marseille: Erinnerungen an Dumas' Grafen von Monte Christo scheinen auf, aber auch Parallelen zum deutschen Kommunisten Max Hoelz, 1921-1928 als Republikfeind in Haft (Weltbühne, 27.1.1925).
Kurt Tucholsky: Gefühle (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Alles schon mal da gewesen: Gefühle - zwischen déjà vu und "Popligkeit" (Weltbühne 27.1.1925).
Kurt Tucholsky: Richters Namenszug (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Satirische Anklage des Berliner Polizeipräsidenten, Wilhelm Richter, der nach einem Bestechungsvorwurf zurücktreten musste (Weltbühne, 20.1.1925).
Kurt Tucholsky: Berlins Bester (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Würdigung des großen Berliner "Milljöh"-Malers Heinrich Zille, der "vor Mitleid mitleidslos schildert": "Zilles Seele ist ganz Berlin: weich, große Schnauze, nach Möglichkeit warme Füße und: allens halb so schlimm." (Weltbühne, 20.1.1925)
Kurt Tucholsky: Ruhe und Ordnung (1925)
Gelesen von Frank Dittmer "Immer ruhig und ordentlich gewesen..." (Weltbühne, 13.1.1925).
Kurt Tucholsky: Abend (1925)
Gelesen von Frank Dittmer Männer ohne Unterhosen - wenn doch immer Abend wäre... (Weltbühne, 6.1.1925).
Kurt Tucholsky: Luftveränderung (1924)
Gelesen von Frank Dittmer Gedichtchen über die Flucht vor sich selbst... (Berliner Illustrierte, 21.12.1924).
Kurt Tucholsky: Gebet für die Gefangenen (1924)
Gelesen von Frank Dittmer Bittere Fürbitte für die in der Weimarer Republik inhaftierten Kommunisten (Weltbühne, 23.12.1924).